Ein paar Tage am Meer
Nachdem wir einen extrem – nennen wir es einmal – herausfordernden Tag hinter uns gebracht hatten, waren wir gezwungen uns, nach unserem Maipo- Abenteuer, doch noch einmal zwei Tage in Santiago einzuquartieren. DENN die Fahrt von San José de Maipo nach Santiago hatte uns deutlich gezeigt, dass man sich nicht nur auf seine elektronischen Geräte verlassen sollte. Vor allem wenn das Spanisch zwar gut genug ist, um nach dem Weg zu fragen, aber bei weitem zu schlecht ist, um die chilenisch- spanische Antwort zu verstehen… So brauchten wir dringend eine Unterkunft, um noch einmal ordentlich durchzusortieren, eine ungefähre Route zu planen, Probleme mit der Handy- Wertkarte zu lösen, alle (!) „Straßen-Navi-Reise- Apps“ auf den neuersten Stand zu bringen …und vor allem um klassisches (altmodisches) Straßenkarten- Material aufzutreiben. Zumindest lernen wir aus unseren Fehlern!
Die Kinder stört unser Stopp in Santiago herzlich wenig – Leonie freut sich über echte Faschingskrapfen (die Martin tatsächlich für Faschingsdienstag aufgetrieben hat) und über den Pool, und Finn nutzt die Pool- Area um auch noch schnell Krabbeln zu lernen…
Neu aufgestellt trauen wir uns endlich unseren Road- Trip Richtung Feuerland zu beginnen…
Erster Stopp… das Meer!
Nach den letzten Anspannungen brauchen wir alle dringend ein bisschen Sand zwischen unseren Zehen. Und so geht es ab nach Mantanzas, einem kleinen Surfer-Ort an der Pazifischen Küste. Wir entscheiden uns für einen etwas überteuerten, aber wirklich idyllischen, kleinen Campingplatz direkt am Strand.
Der Motor unseres Autos war noch warm, als wir ohne viel nachzudenken gleich barfuß zu einem Strandspaziergang über die großen Dünen mit herrlichster Aussicht über das Meer und Matanzas aufbrechen. Wir sind viel länger unterwegs als gedacht, bauen Sandburgen und werden von den Wellen klatsch nass. Zum Glück gibt es eine schöne heiße Dusche am Campingplatz. Und danach leckeres Essen mit Sonnenuntergang über dem Pazifik. Dabei lernen wir den Chilenen Viktor (der zum Glück Englisch kann) und seine 10- jährige Tochter Anastasia kennen und aus langen Gesprächen bei Wein und Lagerfeuer entsteht Freundschaft!
Wie sehr wir das Meer vermisst haben…aber seht selbst! 😉
Am nächsten Tag es ist diesig und bewölkt, wir nutzen die Zeit uns nochmals ein System für unser Leben auf engstem Raum in Auto und Zelt zu überlegen, damit die Handgriffe noch ein bisschen besser sitzen…gar nicht so einfach, aber wahrscheinlich mach ich mir auch nur zu viele Gedanken und komm von meinem Perfektionismus nicht ganz los. Ansonsten passiert an diesem Tag nicht sehr viel. Wir üben mit Anastasia fleißig Spanisch und Martin erkundet mit den 3 Kids ein bisschen die Gegend, wobei sie einen (leider toten) Seelöwen finden. Auf der vorgelagerten Insel soll eine ganze Kolonie leben, was man von der Küste aus leider nicht erspähen, aber bei den richtigen Windverhältnissen leider ziemlich gut riechen kann. Am Abend ziehen wir noch einmal alle gemeinsam los. Unser Abendessen sind Empanadas con Queso an der Strandbude!
Auf dem Rückweg sinnieren Martin und ich darüber, warum wir uns eigentlich relativ oft und leicht von Kleinigkeiten die Laune verderben lassen!? Das Wetter zu kalt und/oder zu nass, das Zelt schon wieder ganz sandig, das Chaos im Auto…. die Liste könnte hier noch ein Weilchen fortgeführt werden….
Meistens ist alles super, ja sogar traumhaft. Die Kinder haben Spaß und wir mit ihnen, und alles läuft wie von selbst. Und trotzdem merken wir, dass wir meistens den negativen Momenten viel mehr und länger Beachtung schenken als den positiven. Die positiven schon oft als selbstverständlich ansehen. Warum eigentlich? Und warum steigt unser persönlicher Stresspegel hier auf der Reise, wo wir doch wirklich alle Zeit der Welt haben, genauso schnell, wie Zuhause im gehetzten Alltag? Ob wir das mit der Zeit noch ein bisschen mehr ablegen können? Wir nehmen uns jedenfalls ganz fest vor daran zu arbeiten.
„Als Kind studiert man Erwachsene, um klug zu werden.
Peter Rosegger
Als Erwachsener studiert man Kinder, um wieder glücklich zu werden.“
Und es stellt sich heraus, dass wir gleich in den nächsten Tagen Gelegenheit bekommen sollten, genau das mehr zu üben!
Wir fahren weiter von Mantanzas nach Pichilemu, das Wetter bleibt eingetrübt und durchwachsen. Der erste Campingplatz will uns gleich einmal abzocken. Der zweite schaut wie eine Westernstadt aus, leider auch etwas schmuddelig, aber keine Abzocke, und immerhin wieder direkt am Strand.
Der Hunger treibt uns ins Zentrum. Dort gibt es einen schönen Park mit riesiger Strandpromenade darunter, schon um einiges touristischer als das verschlafene Mantanzas. Wir haben ein Ziel, die in allen Reiseführen hochgelobte „Casa de las Empanads“, hier stehen die Leute Schlange und man muss eine Nummer ziehen – doch wir werden nicht enttäuscht und essen die besten Epanadas überhaupt.
Der nächste Tag beginnt noch grauer, noch nasser und kalt! Nur die Dusche ist noch kälter. Und dann hat Finn auch noch glühend heiße, rote Backen und ein geschwollenes Auge, trotz allem ist er aber gut gelaunt. Wir beschließen ihn den ganzen Tag im Zelt zu lassen Wir wechseln uns ab, trotzdem bin hauptsächlich ich bei ihm und kriege fast einen Zeltkoller…aber gut das Wetter draußen ist ja auch nicht einladender!
Und dann beschließen Martin und Leonie trotz Wetter Pichilemu unsicher zu machen. Sie gehen zum Meer, klettern die Felsen hoch, haben Spaß an den hohen Wellen, turnen die alten, rostigen Fitnessgeräte auf und ab. Entdecken eine kleine Bar und schauen von dort aus ein paar Skatern zu, Leonie tanzt, macht ihre eigene Show. 😉
UND sie finden die weltbesten frischen, warmen Brötchen beim Greißler neben dem Campingplatz. Draußen ist es immer noch ungemütlich. Uns ist das ausnahmsweise mal egal – denn für uns gibt es Tee und warme Brötchen mit Butter und Honig zum Abendessen, eingekuschelt im Zelt, und auch Finn geht es wieder viel besser.
„Life begins at the end of your comfort zone!“
Sabrina
Fortsetzung folgt…
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