Chiloé (1) – Wer hat Angst vor Crush
Wir stehen in Mitten eines Kaninchen- Stalls, mit ganz vielen süßen kleinen Kaninchen. Eines ist nicht süßer als das andere. Leonie versteckt sich hinter mir und hat panische Angst. Erst als wir den Stall wieder verlassen und die Stalltüre fest verschlossen ist, beruhigt sie sich wieder und beobachtet das Treiben der Tiere aus sicherer Entfernung.
Kaum zu glauben, dass das erst wenige Monate her ist.
Und heute, nach einer abenteuerlichen Wanderung über Wiesen und Zäune, durch Gebüsche und Stacheldrahtszäune hindurch, spazieren wir über diesen schönen Strand von unserer Cabaña nach Achao – und Martin und ich können unseren Augen nicht trauen!

Das Mädchen, das noch vor wenigen Monaten panische Angst vor wirklich jedem Tier hatte, lockt, streichelt und spielt mit zwei großen Hunden. Unsere zwei Begleiter waren uns nämlich von der Cabaña und über die ganze Wanderung hinweg gefolgt…
Das ist nicht der Tapferste, der sich nie gefürchtet, sondern der die Furcht überwunden hat.(Sprichwort)
Als wir am Vortag hier bei Martin (ein Namensvetter) und seiner sympathischen Familie in der Airbnb – Unterkunft angekommen waren, hatten wir noch schwere Bedenken, als wir von ihrem jungen Hund Crush gleich in der Einfahrt sehr stürmisch begrüßt wurden.

Doch keine 24 Stunden später geht hier eine absolut selbstsichere und tiefen entspannte Leonie neben Crush und seinem Freund spazieren! Sie ist so stolz und genießt es – mehr als wir, denn fairerweise muss ich ja gestehen, Martin und ich waren schon immer mehr Katzen- als Hunde- Liebhaber.
Das Mutterherz hüpft über diesen Meilenstein der Entwicklung. Mein Genießerherz weint ein bisschen und denkt: „Ach wie schön könnte man hier an diesem traumhaften Strand picknicken, wenn die Hunde hier nicht alles – inklusive Finn -abschnüffeln und abschlabbern würden!“ Aber es weint auch nur ein ganz kleines bisschen! Die Freude überwiegt natürlich. Und die Landschaft wird eben spazierend genossen…

In Achao ist es den Hunden schließlich doch zu langweilig mit uns und sie lassen uns wieder allein. Und so können wir doch noch picknicken – zur Freude der Kinder am Spielplatz.
Nachdem Martin und die Kinder am Spielplatz gut beschäftigt sind, mache ich alleine eine erste Erkundungstour. Aber dann sind doch alle neugierig und so schlendern wir gemeinsam durch den süßen kleinen Fischerort mit einer der 150 berühmten Holzkirchen des Chiloé- Archipels.

Zurück gehen wir dann doch über die Straße, denn noch einmal wollen wir uns nicht durch Gebüsch und Stacheldrahtzaun zwängen.
Die Tage hier vergehen viel zu schnell. Wir genießen die Zeit hier bei unserer Gastfamilie und den Hunden sehr. Es ist so schön, nach den vielen Nächten im Zelt bzw. in den Zwischenunterkünften eine ganze Woche den Luxus einer eigene kleine Cabaña auszukosten.
Und Nebel und Regen kommen wie gerufen. Ein paar Tage igeln wir uns so richtig ein. Im Holzofen knistert das Feuer, das wir Stadtmenschen nach mehrmaligem Scheitern und mehrfacher geduldiger Einschulung unserer Gastfamilie nun endlich auch selbst entfachen können ohne die ganze Cabaña dabei zu räuchern.
Wir kochen leckere und aufwändige Mahlzeiten in der voll ausgestatteten Küche. Sogar fangfrische Muscheln, die wir von unserer Gastfamilie geschenkt bekommen und Fisch, den Martin und Leonie hier morgens frisch vom Fischmarkt holen, stehen ausnahmsweise auf unserem Speiseplan.
Die Kinder plantschen täglich und ausgiebig in der Badewanne. Spielzeug darf sich im ganzen Haus ausbreiten und sogar mehrere Tage an der gleichen Stelle liegen bleiben.

Ein paar Tage später fällt der Abschied allen schwer – aber vor allem Leonie und Crush!
Fortsetzung folgt…
Sabrina
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