Conguillío – der Traum vom Nationalpark
Eigentlich wollten wir die schöne Araucaria- Landschaft hinter uns lassen. Eigentlich wollten wir am Abend schon in Pucón bzw. dem Nachbarort Villarrica schlafen. Denn eigentlich müssen wir dringend weiter Richtung Süden kommen. Der sich nähernde Herbst sitzt uns mittlerweile im Nacken, denn je weiter wir in den Herbst kommen umso ungemütlicher wird es dann in Patagonien. Und nicht zu vergessen, unser Besuch aus der Heimat, möchte ja pünktlich in Empfang genommen werden.
Und obwohl ich das weiß, wünsche ich mir mit jeder Faser meines Körpers eine (Wander-) Auszeit in einem Nationalpark! Martin tröstet mich damit, dass ja genau das in Patagonien zum Beispiel im Torres del Paine Nationalpark und beim Fitz Roy auf uns wartet, und das wir jetzt einfach in den sauren Apfel beißen und Meter machen müssen…
Doch irgendwie scheint das Universum auf mich zu hören und eine Begegnung bei einem kurzen Stopp zum Mittagessen in Melipeuco stellt wieder einmal unsere Pläne komplett auf den Kopf… (Die ganze Story dazu im Video 🙂 )
Und so befinden wir uns tatsächlich kurze Zeit später in einer Landschaft, wie in einem Land vor unserer Zeit – mitten im Nationalpark Conguillío!


Schon bei der abenteuerlichen Fahrt den Berg hinauf müssen wir mehrmals stehen bleiben und diese unglaubliche Natur aufsaugen…
Bei einem dieser Stopps vergesse ich Zeit und Raum vor lauter Staunen… da steht plötzlich ein besorgter Martin vor mir, der eigentlich schon mit den Kids wieder beim Auto war, weil er tatsächlich Angst hatte, ich sei vielleicht in den Canyon gefallen, weil ich so lange nicht mehr wieder gekommen bin. 😉

Beim Parkeingang wird erstmal eine Parkgebühr entrichtet, dafür bekommt man auch einen Plan mit Wanderwegen vom Nationalpark. Wir steuern den mittigeren, obwohl teureren Campingplatz an, da von hier aus gleich mehrere Wanderwege starten.
Der nächste Morgen beginnt mit einem Frühstück am Strand des Lago Conguillío, und den haben wir sogar für uns ganz alleine.

Gut gestärkt und mit Jause bewaffnet, geht es dann endlich auf zu unserer ersten Wanderung hier. Wir wandern durch die alten Araucaria- Wälder, vorbei am ältesten Araucaria- Baum „Madre“ des Nationalparks zur Laguna Captren und über die Forststraße wieder zurück.

Leider sind die Wegangaben ziemlich widersprüchlich. Laut Wanderkarte des Nationalparks sollen es 8 km hin und zurück zur Lagune sein, doch das Schild am Beginn des Weges sagt, es sind etwas mehr als 5 km zur Lagune (d.h. 10 km hin und zurück).


Den ersten Kilometer verbummeln wir ziemlich, da es einfach so viel zum Entdecken gibt. Als wir jedoch merken, wie langsam wir tatsächlich sind, geben wir ordentlich Gas bis zur „Madre“. Doch kurz nach dem Baum, ca. bei Kilometer 3 zweifeln wir, ob wir mit den Kindern den ganzen Weg hin und zurück auch tatsächlich schaffen, obwohl Leonie echt motiviert ist und super brav stapft. Und so beschließen wir nur noch bis zur nächsten Bank zu gehen, dort zu jausnen und dann wieder umzudrehen. Doch die Bank kommt und kommt nicht und so gehen wir doch bis zum Ende des Weges. Irgendwie sind wir alle motiviert es durchzuziehen, selbst Leonie! Und Finn schläft sowieso gemütlich in der Trage!

Was wir allerdings nicht gewusst haben – das Ende vom Wanderweg führt nicht direkt in die Lagune, sondern gibt nur den Blick auf die Lagune frei und so müssen wir noch über einen Kilometer dranhängen, bis wir das Ufer des Sees tatsächlich erreichen. Dort gibt es dann die wirklich wohlverdiente Jause mit traumhafter Aussicht.

Danach machen wir uns auf den Rückweg. Diesmal nehmen wir allerdings die „Forststraße“ zurück. Denn falls uns doch die Kräfte verlassen sollten, könnten wir zur Not immer noch Autostoppen. Leonie ist echt müde und lässt sich einen Kilometer von Martin schultern. Aber der Weg ist selbst auf der Straße so genial, und so kommen auch bei Leonie die Kräfte wider Erwarten schnell zurück und wir schaffen tatsächlich den ganzen Weg auch noch zurück. Nach über 12 km sind wir mehr als stolz, glücklich und vor allem erledigt.
Der Nächste Morgen beginnt nochmals mit einem Frühstück an unserem privatem Strand. Doch dann heißt es leider auch wieder zusammenpacken. Wir wollen zwar heute noch mehr vom Nationalpark erkunden, aber die Nacht dann doch schon wieder näher bei Melipeuco verbringen.

Irgendwann gegen Mittag haben wir endlich Sack und Pack zusammen gepackt und erreichen den Einstieg zum Wanderweg zur Sierra Nevada. Zufällig lernen wir genau auf diesem Parkplatz eine Reisefamilie aus Belgien kennen. Sie reisen ebenfalls ein Jahr um die Welt und ihre Tochter Kaat ist auch noch gleich alt wie Leonie. Wir kommen sofort ins Gespräch und beschließen den Weg gemeinsam zu gehen.
Ach wie gut das tut, sich mit Gleichgesinnten über die Höhen und Tiefen des Reisealltags als Familie auf Langzeitreise auszutauschen. Und auch die Mädels verstehen sich auf Anhieb, kein Anzeichen einer Sprachbarriere… wenn es zwischendurch gar nicht geht, lassen sie einfach uns Erwachsenen übersetzen.

Wir beschließen jedoch nicht den ganzen Weg zu gehen, da wir ja am Vortag schon eine große Runde gemacht haben und Leonie nicht gleich wieder so fordern wollen. Aber die Aussicht vom zweiten von dreien Aussichtspunkten auf See, Llaima und Sierra Neada ist auch hier gigantisch und lohnt schon allein den Aufstieg! Außerdem wollen wir ja heute auch noch ein paar andere Lagunen abfahren und es ist doch schon Nachmittag. Kaat und ihre Familie tun es uns gleich, und so haben wir auch noch den Abstieg gemeinsam. Bevor wir uns am Parkplatz trennen, tauschen wir noch schnell Nummern aus, denn wir wollen uns auf jeden Fall wieder sehen.
Wir fahren weiter zur Laguna Arco Iris (=„Regenbogen“), die erst 1994 durch den Ausbruch des Llaima von einen Lavafluss aufgestaut wurde. Der See ist glasklar und schimmert in allen möglichen Farbfacetten und stellenweise ragen noch Baumstämme aus dem Wasser. Angeblich wurden/werden hier gerne Dinosaurier-(Dokumentar)-Filme gedreht…was ich mir wirklich gut vorstellen kann.


Unser nächstes Ziel ist die Laguna Verde, die Anfahrt hier her ist wohl die abenteuerlichste im Nationalpark. Für das letzte Stück gibt es keine Straße und kann sich nur an den Autospuren im Sand orientieren. Ein Ranger fährt zufällig an uns vorbei und lotst uns das letzte Stück. Leider, denn eigentlich wollten wir heute Nacht versuchen hier wild zu campen und nun bewacht genau dieser Ranger aber die Lagune – denn Freistehen ist eigentlich untersagt.

Aber zum Glück haben wir die weltbeste Roadtrip- App für Südamerika: „iOverlander“ (*unbezahlte, nicht beauftragte Werbung aus Überzeugung 😉 ) – hier findet man Campingplätze, freie Stellplätze, Tankstellen, Gas- Shops, Mechaniker, Hotels, Restaurants, Wasserstellen und soo vieles mehr in einer Karte eingezeichnet sowie mit Koordinaten, Bewertungen und Tipps von anderen Usern bestückt. Wirklich Gold wert und klare Empfehlung von uns.
Und eben diese App gibt uns einen Tipp für einen Stellplatz gleich außerhalb des Nationalparks, an einem wirklich ganz besonderen Ort. Und Zähne geputzt wird heute mal direkt am Bach.
„Mama, ich hab aber noch nie in einem Bach meine Zähne geputzt.
Leonie
Das ist sooo cool! Können wir das bitte öfter machen!?“


Fortsetzung folgt…
Sabrina
Keep calm - Icalma
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