Enjoy the moment like kids
Da stehen wir also nach über 36 h Anreise, in mitten einer noch ungewohnt heißen, riesigen und lauten 7 Mio. Einwohner – Stadt und stecken gespannt den Schlüssel ins Schloss unserer ersten Unterkunft, unserer ersten Wohnung auf Weltreise, wir haben sie schon im Voraus über Airbnb gebucht.
Welcome to Santiago, Welcome to Chile.

Die Wohnung ist recht klein. Eine kleine Wohnküche, ein Schlafzimmer mit Doppelbett und ein kleines Bad. That’s it – zumindest für die erste Woche, länger haben wir noch nicht gebucht. Martin und ich sind nur noch eines – müde! Gut! Denn so können wir die nennen wir es einmal „Sauberkeit“ der Wohnung dezent ignorieren. Sauber oder nicht, die Betten dürfen wir sowieso nur aus der Ferne betrachten, denn Leonie sieht nur noch eines…
Wir haben die Rucksäcke noch nicht einmal abgestellt, reißt sich Leonie die Kleider vom Leib, sucht ihre Badesachen und ist nicht mehr zu halten! Wo ist der Weg zum Pool!? Eine Dusche können wir nur mit viel Verhandlungsgeschick einschieben!
Aber nichts desto trotz wird die erste Hürde gemeistert und auch der Bankomat spuckt tatsächlich Geld aus. Ich finde, das beim ersten Mal in einem neuen Land ja jedes Mal aufs Neue spannend.
Es gibt hier unzählbar viele kleine Geschäfte, jeder Shop, jede Gasse scheint auf ein Thema spezialisiert zu sein. Es gibt viele kleine Greißler, aber schließlich finden wir mit „Durchfragen“ auch noch einen größeren Supermercado unweit von unserer Unterkunft. Am meisten gestaunt haben wir da, dass selbst der Lös- Kaffee so teuer ist, dass der hier versperrt ist, damit er nicht gestohlen wird. Übrigens genauso wie die Pre-Milch für Babys (da bin ich gleich noch dankbarer, dass Finn gestillt wird).
Aber was ich an diesem Tag vor allem merke, ist, dass die Stadt für mich im Moment einfach nur groß, hektisch und laut ist, und es macht mich als Mama einfach etwas nervöser, angespannter und dadurch auch strenger – ein Zustand der mir nicht gefällt und der sich dringend wieder ändern muss. Vielleicht ist es auch nur der Jet-Lag und ich bin nach etwas Schlaf wieder besser drauf – hoffentlich!
Ein großer Unterschied zu unseren früheren Reisen ohne Kinder, wird mir ebenfalls an diesem Tag klar – lässig, cool und sorglos war früher, heute mit den Knirpsen mache ich mir ständig Sorgen. Zum Beispiel – Wie gehe ich mit dem Thema Hygiene und v.a. Wasser um?
Wir halten an diesem Tag tatsächlich alle bis zum Abend durch und fallen alle gemeinsam um 21 Uhr Ortszeit in unser Bett und schlafen tatsächlich bis 8 Uhr durch.
Ich bin immer noch angespannt, trotz Schlaf. Auch der Stress der letzten Zeit vor der Abreise sitzt irgendwie noch tief, sowohl bei Martin als auch bei mir, und wir können nicht richtig loslassen, ankommen, entspannen. Und da kommt noch ein weiterer nervenzehrender Grund dazu – ca. 1 Monat vor unserer Abreise haben sich unsere, wie wir dachten, schon in Stein gemeißelten Wohnmobil- Kauf – Pläne kurzfristig und unwiderruflich zerschlagen. Da aber schon alle Flüge gebucht waren und wir unbedingt Patagonien bereisen wollten, sind wir mit der Überzeugung ein Plan B wird sich schon irgendwie finden, mit viel Mut im Gepäck hier her gekommen. Zuhause im Abschieds- und Wohnungsausräumchaos war an Recherche nicht zu denken. Aber nun stehen wir eben da – ohne Auto und ohne richtigen Plan, wie es konkret weiter gehen soll. Sollen wir Kaufen? Sollen wir die Route kürzer Planen und Mieten? Pros und Contras werden abgewogen. Recherchieren können wir nur abwechselnd oder abends, dementsprechend kommen wir voran und das nagt, macht Stress ohne eigentlichen Stress zu haben.
Und Leonie? Leonie ist schon voll angekommen, sie liebt einfach soooo sehr den Pool und das Sommer- Wetter und täglich lernt sie neue Kinder in unserer Apartmentanlage kennen. Ich wünschte ich wäre Kind – so einfach nur im hier und jetzt – egal was gestern war, egal was morgen kommen wird!
Enjoy the Moment like kids do!!
Es hilft nur die Flucht nach vorne. Wir entscheiden uns erst einmal für ausgiebiges Touristenprogramm um zumindest einmal die neue Stadt kennen und lieben zu lernen.

Und so spazieren wir zunächst Richtung Cerro San Cristobal und erklimmen die 300 Höhenmeter zur Marienstatue. Die Aussicht über Santiago ist genial, aber auch ziemlich erschreckend mit dem vielen Smog. Die Stadt ist so riesig, sie verschmilzt mit dem Horizont und Smog, und im Hintergrund sind überall die Anden. Oben am Gipfel mit Blick über die Stadt und schöner Musik aus diversen Lautsprechern ist die Stimmung richtig schön, und plötzlich von einer Minute auf die andere fühle ich mich einfach nur glücklich hier zu sein, ein Gefühl auf das ich seit Tagen warte. Zum ersten Mal fällt tatsächlich etwas vom Stress der letzten Tage/Wochen ab und ich genieße den Moment mit meiner Family, mit den Kids in vollen Zügen und bin froh und auch stolz, dass wir im wahrsten Sinn des Wortes soweit gekommen sind.
Leonie springt fröhlich die Stufen rauf und runter, bestaunt die schöne Maria und das „Josefs“-Kind und freut sich, dass sie endlich ein Eis gefunden hat – auf das spitzt sie nämlich schon seit Tagen. Und Martin wird mutig. Er testet das chilenische Erfrischungsgetränk Mote con huesillo . Es erinnert uns an sehr süßen Pfirsicheistee mit Ebly.
Nach so viel Spazieren gehen belohnen wir uns dann natürlich noch mit Pool und Plantschen. Heute traue sogar ich mich in das eiskalte Wasser und noch mehr Anspannung löst sich – endlich!

Nachdem das Touristenprogramm also erfolgreich war, widmen wir uns tags darauf der nächsten Herausforderung – unserem Spanisch! Morgens beim Frühstück versuchen wir Alltagsvokabeln im Selbststudium und Grammatik mit der Handy- App zu lernen – es soll unsere neue Morgenroutine werden, auch Leonie macht ein bisschen mit. Mutig mit den ersten Vokabeln bewaffnet, brechen wir zur Markterkundung zum Vega Central auf. Ein genial bunter Mega- Markt, wo man wirklich alles bekommt, was das Herz begehrt. Tatsächlich erproben wir erste Spanisch- Konversationen. Die Menschen sind unglaublich nett und hilfsbereit. Man will uns wirklich verstehen, das macht Mut. Und von unseren blonden Kids sind sie sowieso begeistert, was nochmals zusätzlich hilft! Vor allem auch wenn Leonie, mit ihrem Strahlen ein „Hola“ zum Besten gibt.
Und weil es so heiß ist, geht es danach natürlich zur täglichen Poolsession und am Abend gibt es leckeres Abendessen mit der Marktausbeute.
Wir kommen an – Schritt um Schritt, aber ich muss mir einfach eingestehen, es dauert länger als gedacht. Eine Langzeitreise ist kein Urlaub, wir fahren nicht nach einer oder zwei Wochen wieder ins gewohnte Zuhause zurück. Dinge, über die man im Urlaub schnell mal drüber steht, weil es Zuhause ja eh wieder anders ist, werden hier dann doch hinterfragt und durchdiskutiert. Stimmt unser Kurs? Oder müssen wir doch noch etwas ändern? Immerhin müssen wir wirklich alle vier langfristig happy sein, sonst funktioniert dieses Abenteuer einfach nicht.
Wir schieben das Auto- Thema tatsächlich erstmal ein paar Tage auf die Seite und machen noch mehr Touristenprogramm.
Wir machen eine Rundgang durchs Centro, zuerst Richtung Mercado Central, dann Richtung Plaza de Armas, vorbei an der Börse zur La Moneda und wieder zurück Richtung Unterkunft über den Cerro Santa Lucia. Und Leonie’s Füße sind schon so, so müde, und das Zentrum von Santiago nur noch so, so langweilig! Und da erhebt sich plötzlich der Hügel von Santa Lucia vor uns und Leonie entdeckt ganz, ganz oben ein „Schloss“ und den „Rapunzelturm“ (das muss er ganz bestimmt sein) und sie ist nicht mehr zu halten, sie will unbedingt hinauf – bis ganz hinauf!
Und dabei erzählt sie uns eine Geschichte mit Elsa, Anna, Rapunzel und deren Eltern! Und sie erzählt und erzählt und schon sind wir oben am Rapunzel-Turm. Aber Rapunzel schläft und lässt ihr Haar leider nicht herunter, deshalb nehmen wir dann doch die Stufen! Und die Geschichte wird weiter erzählt und weiter erzählt und schon sind wir wieder Zuhause! Und die Füße sind gar nicht mehr müde! Und die Kraft für den Pool natürlich auch wieder voll da.
„Denn das ist der Moment, an dem du einmal hängst, wenn du irgendwann zurückdenkst!“ (aus „Das ist der Moment“ von Die Toten Hosen)
Sabrina
Fortsetzung folgt…
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Oktober 8, 2017