Vom Ausmisten …und den wertvollen Dingen…
Nachdem Wohnung und Möbel geregelt waren, wollten wir nicht einfach alles Übrige in gefühlte 1000 Kisten packen und nach einem Jahr diese 1000 Kisten wieder ausräumen. Und außerdem sollten es auch deshalb nicht zu viele Kisten werden, da wir sie bei Martins Eltern im Burgendland für das Jahr unterstellen durften und der vorhandene Platz auch dort begrenzt war.
Wir wollten die Chance also nutzen und etwas angesammelten Ballast abwerfen.
Zunächst stellten wir uns Fragen, wie:
„Was ist für uns wirklich wichtig und wertvoll??“
„Was müssen wir, was wollen wir behalten?“
Und irgendwie begann dann ein Prozess… wie sich herausrausstellte ein ziemlich langer und intensiver Prozess, indem wir immens viel über unsere Gesellschaft, über den Wert von Dingen und vor allem über uns und unsere persönlichen Bedürfnisse lernen sollten! Sicher wussten wir einiges schon vorher, oder es schlummerte in unserem Unterbewusstsein – aber richtig bewusst ist es uns einfach erst innerhalb dieser Phase geworden.
Also wo fange ich jetzt an?
Okay wir wussten, wir besitzen nicht gerade wenig – ich hätte uns im Mittelfeld gesehen… Und wir wussten, wir haben einiges, was nur darauf wartet aussortiert zu werden, da wir es ungenutzt von Wohnung zu Wohnung mitgesiedelt hatten, oder durch Interessensverlagerung an Bedeutung für uns verloren hatte. Aber nachdem wir einmal angefangen hatten auszusortieren, wurde uns erst bewusst, wie viel wir tatsächlich hatten und wie wenig wir davon nutzten. Und das obwohl wir in den letzten Jahren ehrlich kritisch bei Anschaffungen waren, da wir ja schon auf ein größeres Ziel hin sparten.
Am meisten schockierte mich wieviel Kinderkleidung wir im Laufe der Jahre zusammengetragen hatten und wieviel Kleidung ich im Schrank hatte und seit mindestens einem Jahr nicht getragen hatte.

Wir haben zunächst sortiert in ZU VERSCHENKEN/ZU SPENDEN und ZU VERKAUFEN, wobei wir wirklich viel gespendet haben. Dann versuchten wir unser Glück mit dem Rest am Kinder- bzw. Frauenflohmarkt der Geburtsallianz (Männerflohmarkt gibt es noch keinen 🙂 ). Der Erfolg war mäßig, obwohl wir die Kleidung spotbillig los werden wollten, fand sie kaum Anklang (bei den Kindersachen noch eher als bei den Erwachsensachen)…aber wir waren nicht allein, allen Ausstellern ging es ähnlich – keine Frage wir verkauften auch einiges, die Kosten für den Stand waren gedeckt und wir machten auch etwas Gewinn, aber es stimmte uns einfach nachdenklich – Kleidung vollkommen in Ordnung, meist kaum getragen, war, wenn sie mehr als 1 Euro kostete, meistens schon uninteressant – denn diverse Billigläden werfen einem ja die Kleidung schon fast nach… Und ich meine jetzt nicht, dass wir hier groß Geld machen wollten, es machte uns traurig, weil es uns vor Augen führte, dass Kleidung aber so gar keinen Wert hat.
Wir haben also an Erfahrung gewonnen und den Rest der Kleidung gespendet – ich hoffe, damit konnten wir zumindest jemandem eine Freude machen.
Ähnliche Erfahrungen machten wir mit Dingen (Sport-, Freizeitartikel, Spielzeug, Kleidung, Elektronik, Möbel etc.) auf Willhaben – solange sie nicht zum Spotpreis zu haben waren oder gar zu verschenken, blieben die Inserate eher uninteressant.
Ich denke, dass heutzutage vieles so extrem billig ist, dass man sich fast schon alles sofort leisten kann, ohne viel darüber nachzudenken. Warum sollte man da noch etwas Secondhand suchen geschweige denn kaufen? Logisch! – aber wenn ich den Gedanken jetzt also weiter spinne! Wenn es niemand haben möchte, kann ich es also, wenn kein Bedarf mehr besteht, nur noch wegschmeißen?
Jetzt denkt der ein oder andere vielleicht na geh, man kann ja noch immer die Sachen spenden… aber was wir ebenfalls lernen mussten – nein kann man auch nicht immer! Das war nämlich das Nächste was uns ziemlich nachdenklich machte. Wir hatten nämlich eine funktionierende 2. Waschmaschine (eingelagert), aus der Wohnungsauflösung meiner Mama – wir haben diverse (Flüchtlings-)Einrichtungen gefragt, ob wir sie ihnen schenken dürfen – Und Tatsache – wir durften nicht, weil sie älter als 7 Jahre war – habe ich erwähnt, sie funktionierte einwandfrei!!! Sie funktionierte und wir wollten sie verschenken!! Und trotzdem brachten wir sie schlussendlich schweren Herzens zum Mistplatz – zwar in die „MA 48 – Tandler“- Ecke, aber ich habe keine Ahnung, ob sie noch vorm Verschrotten gerettet wurde!
Und wie lange wir gebraucht haben unser einwandfreies Auto (schlussendlich sogar unter Eurotax – Bewertung – in letzter Sekunde) zu verkaufen, erzähl ich jetzt lieber nicht mehr!
Also gut, wir können für uns sagen – lesson learned… Dinge sind in unserer Gesellschaft wenig bis nichts wert, und manchmal ist geschenkt noch zu teuer!
In diesem Sinne noch ein kleiner Tipp zum Schluss:
„Collect moments not things!“ 😉
Sabrina
Fortsetzung folgt…
Das könnte dich auch interessieren
Von Pucon nach Puerto Montt – Wenn der Ruf des Südens immer lauter wird
Juli 18, 2019
Conguillío – der Traum vom Nationalpark
Mai 24, 2019